Interview mit Verena Eugster
Gründerin des Female Future Festivals

Yvonne Sammer: Wer ist Verena Eugster?
Verena Eugster: Ja also, mein Name, Verena Eugster, ich habe gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin und zugleich Schwester zwei Agenturen in Vorarlberg. Wir organisieren große Veranstaltungen rund um das Thema Sport und unter anderem, das Female Future Festival. Ein Festival von Frauen für Frauen, wo es um Karriere, Job und persönliche Entwicklung geht.
Vor 10 Jahren haben wir ganz klein begonnen und vor 5 Jahren haben wir schließlich unsere Vollzeitjobs gekündigt und sind auf diese spannenden Reise gegangen.
Yvonne Sammer: Wie kam es zum Female Future Festival?
Verena Eugster: Der Ursprung vom Female Future Festival ist ein persönlicher. Auch ich habe irgendwann zu Netzwerken begonnen und habe beim Gründen damals gemerkt „Als Unternehmerin bin ich irgendwie schon recht allein als Frau.“ Es hat mich nicht wirklich gestört, aber wenn ich so 7 Jahre zurückblicke, dann hat es mir schon sauber an Selbstbewusstsein gefehlt. Ich habe immer gesagt, ich habe eine kleine Eventagentur bis mich ein guter Freund darauf hinwies und meinte „Nein, du hast keine kleine Eventagentur. Du hast ein paar der größten Events in Westösterreich organisiert. Du kannst nicht sagen du bist klein.“ Und das hat mich dann eigentlich auf die Reise gebracht, auch als Unternehmerin.
Es gibt zwar gute Gründerinnenzahlen, aber wenn wir in die Führungsetagen blicken und nach Unternehmerinnen suchen, da gibt’s einfach noch verdammt viel Potential. Daher habe ich mir gedacht „Was braucht es, dass noch mehr Frauen in der Wirtschaft sind und wir noch mehr Frauen in der Führungsetage sehen.“ Dann haben wir gemerkt, es braucht eine eigene Plattform, es braucht ein eigenes Festival, wo es sich wirklich nur einmal um die Zielgruppe „Frau“ dreht. Dass es um Themen geht, die Frauen ansprechen, sie motivieren, ihnen Mut zusprechen und auch dieses Selbstvertrauen stärken. Weil am Ende des Tages, glaube ich, fehlt es ganz oft an diesem Pusher, den letzten Step zu machen. Es fehlt an diesem Mut. Und es fehlt auch an Inspiration und Inhalten. Und an Rolemodels, die du da ja auch ganz oft vorm Mikro hast, die zeigen, dass der Weg möglich ist. Der ist nicht immer gerade. Der ist auch mal steinig und es gehört, glaub ich, auch einfach dazu.
Yvonne Sammer: Was waren deine persönlichen Learnings der letzten Jahre?
Verena Eugster: Also was ich in den letzten 10 Jahren an schlaflosen Nächten hatte, da wäre ich manchmal echt gerne etwas gelassener gewesen. Und dieses Vertrauen, es wird schon gut. Wenn du natürlich so große Eventformate wie wir planst und gestaltest und dann noch mitten in eine Covid 19 Pandemie gerätst, dann fordert dich das.
Aber auch wenn die letzten eineinhalb Jahre die knall härtesten in meinem Leben waren, so waren sie zugleich die lehrreichsten. Was wir in dieser Pandemie umgestellt haben, was für neue Formate wir gefunden haben, das zeigt, dass es immer geht. Weil, am Ende des Tages ist es immer noch Etwas geworden und sonst hab ich halt noch ein Learning mehr. Und das versuche ich mir jetzt mit 35 bewusst zu machen, dass ich die nächsten 5 Jahre ein bisschen gelassener werde. Und wenn es dir so bewusst ist, wie mir, dann gelingt es von Tag zu Tag ein bisschen besser. Manchmal schlechter, aber ein bisschen besser.
Yvonne Sammer: Wie motivierst du dich, um dran zu bleiben?
Verena Eugster: Es gibt immer Ups und Downs. Aber die Frage ist immer, wie kommst du wieder rauf. Und ich glaube, da brauchst du eben ein Umfeld, dass dich stärkt und vor allem der eigene Antrieb, der dich immer wieder rausholt ist wichtig. Und das kannst nur du selber machen, oder? Das kann niemand, auch nicht dein Umfeld. Das kann dich nur motivieren und dich stützen.
Aber am Ende des Tages musst du es selbst machen. Und das find ich, weil du vorher wegen des Female Future Festivals fragtest, das sind oft Gespräche, die ich führe, wo ich mir denke „Mensch, du hättest so ein Potential, hol es doch raus.“ Und du merkst dann aber, dass diese bestimmten Faktoren fehlen, vielleicht auch einfach dieser Mut. Ich glaube Mut, ganz ehrlich, das kann man sich antrainieren.
Yvonne Sammer: Was braucht es, um mutig zu handeln?
Verena Eugster: Wenn ich schon über Mut spreche, dann möchte ich gerne ein Beispiel erzählen, von dem ich gelernt habe. Man hat mich vor vielen Jahren für eine ehrenamtliche Vorstandstätigkeit bei der jungen Wirtschaft angefragt. Und dann habe ich gesagt, nein wieso soll ich das machen, was bringt mir das?
Das war aber das Beste was ich je gemacht habe, weil ich im Endeffekt so viel gelernt habe. Danach wurde mir auch der Vorsitz angeboten und ich habe im ersten Moment wieder nein gesagt. Dann ist allerdings eine sehr erfolgreiche Unternehmerin auf mich zugekommen und hat gemeint: „Ich sag dir jetzt eines, du sagst zu jeder nächsten Chance JA und dann erst überlegst du, ob du das zeitlich schaffst.“
Am Ende des Tages war das mutig glaube ich, weil ich es mir nicht zugetraut hätte. Heute wirke ich vielleicht selbstbewusst, aber da waren viele Schritte dafür notwendig.
Oft habe ich geschwitzt und gedacht „Boah, jetzt ich muss auf die Bühne und eine Rede halten, wie mach ich das?“ Aber am Ende des Tages ist es genau das, was dich formt und weiterbringt. Und das passiert nicht, wenn du zu Hause bleibst und nicht Ja sagst.
Also, wenn dir eine Chance geboten wird, dann denk vielleicht dran und sag Ja und gehe mit auf die Reise. Meistens wird sie gut und spannend und wenn es wirklich nicht stimmig ist, dann kann man ja immer noch einen Step zurücksetzen. Ein Step zurück geht immer, aber der Step vor ist letztendlich viel spannender.
Yvonne Sammer: Man ist eigentlich immer selber dafür verantwortlich, die Dinge in die Hand zu nehmen und aktiv zu werden. Kann man deiner Ansicht nach das Selbstbewusstsein trainieren?
Verena Eugster: Ich glaube, auf dieser Reise bist du nie wirklich „angekommen.“ Es gibt nicht diesen einen Punkt, wo du sagst „Jetzt bin ich selbstbewusst.“ Wenn ich etwas mache, wo ich weiß, da bin ich gut, dann geht es dir sicher leichter von der Hand. Ich glaube, man muss sich seine Talente immer wieder vor Augen führen. Das, was du hast, wo du merkst, da bin ich echt stark, das liegt mir. Hol das raus und dann konzentriere dich auch auf das. Und wenn du nicht weißt, worin du gut bist, dann beginn hinterfragen „Worin bin ich stark?“ Es gibt niemanden, wo er nicht verdammt stark ist. Das hängt dann wiederum auch mit dem Selbstbewusstsein zusammen.
Ich glaube auch, man muss sich immer im Leben beweisen. Du musst es selber tun und es liegt an dir, was du daraus machst. Es wird dir im Leben nichts geschenkt, außer das Leben selbst und ganz viele Glücksmomente, die du hast. Ob das private oder geschäftliche Momente sind.
Yvonne Sammer: Stärken stärken heißt es ja so schön. Es stimmt, wenn du das machst, was du von Herzen gerne machst, füllt sich dein Leben mit guten Tagen. Wie geht die Reise des Female Future Festivals weiter?
Verena Eugster: Also die Female Future Festival Reihe war zwar nicht unser Fokus aber es wird sich weiterentwickeln. Neue Standorte kommen dazu, weil wir vor allem das Potential und die Nachfrage gesehen haben. Auf unser Team bin ich auch richtig stolz. Unsere Projektleiterin ist 25, das sind so die Momente, wo du sagst, verdammt, da haben wir etwas richtig gemacht, weil da so junge Menschen mitwirken und auch sie ihr Potential rausholen.
Wenn du fragst, wo es mich persönlich hinzieht… ich nehme mir immer vor, dass ich es ein bisschen ruhiger angehe *lacht* aber das kannst du nicht abschalten, die Leidenschaft, die brennt einfach. Weil du vorher Emotionen angesprochen hast, ich glaube, von denen leben wir Menschen. Ich bin sowieso ein total emotionaler Mensch. Patrizia, meine bessere Hälfte, ist eher so der rationale Part, was für uns super abgestimmt ist. Das musste ich daher noch lernen, weil ich viel zu emotional reagiert habe, dass es am Ende des Tages um die Sache geht und wirtschaftlich die Zahlen stimmen müssen. Und dann kannst du nur sachlich agieren.
Was das Female Future Festival zeigt, und das finde ich ist das Schöne nach den letzten Monaten, dass wir von der Emotion und vom Gegenüber leben. Wir könnten das Festival auch digital durchführen, das wäre überhaupt kein Problem. Aber ich glaube, dieses persönliche Gespräch und dieser Spirit sind mit nichts auf der Welt zu ersetzen.
11/2022